Teatro Eliseu

Xabier Diaz

Qualitätsvolkskunst, Akkordeon, Drehleier, Tambourins und Stimme. Einstimmiger Chorsatz, komplexe Rhythmik, die harmonische Begleitung ist dicht der Melodie folgend. Der Sänger Xabier Diaz erklärt, dass er Fieldrecordings gemacht hat, auf deren Basis er Lieder macht, er beobachtet die Schlagtechnik und Handhaltung, erläutert die Verbindung der Gesänge zu den Orten, die soziologische Bedeutung: Werbung um das Mädchen, Bitte um Hilfe in schwerer See, Arbeitsbegleitung bei der bäuerlichen Arbeit, erläutert er nicht, das wissen hier alle. Der Sänger schließt die Augen, wenn er wie ein Derwisch tanzt, wird die Bühne zu eng für seine komplexen Bewegungen, eine eigenartige aber wirksame Bühnenpräsenz. Eine lokale Brauchtumsgruppe nimmt an der Vorstellung mit Tanz und Gesang teilweise teil, es fügt sich in sein Konzept der Erhaltung und Vernetzung der lokalen Musik.

Das Publikum singt teilweise die Lieder mit, ist aus dem Stegreif fähig, die vielschlägigen Rhythmen aufzugreifen, es muss wirklich noch soetwas wie Pflege der traditionellen Musik geben. In Andalusien würden diese Darbietungen nicht ohne großgepunktete Flamenco Kostüme möglich sein, hier springen und schreiten die Teilnehmer so wie sie grade gekleidet mit im Reigen, es ist kein Spektakel für Touristen, sondern genuine allgemeine Belustigung. Es hat auch uns Spaß gemacht.

Deba

wir liegen hier drei Wochen fest, der Krieg in der Ukraine ist nun schon 2 Wochen alt, im Fernsehen laufen die strategischen Kriegskarten, Frontbilder und humanitäre Reaktionen im Wechsel. Die Französischen Zeitungen zeigen dazwischen noch den Präsidentenwahlkampf, eigentlich will ich nur die Decke über den Kopf ziehen. Man könnte eine Meditation über die Grüntöne von Algenbewuchs machen, von Fahlgrüngrau, Salbeifarben, Maigiftgrün über Moosgrün zu Kadmiumgelb, Schichten von Farben mit einer grieseligen Textur, rauh und nur dann brilliant, wenn das Moos vollgesaugt ist mit Wasser, so dass die Tropfenoberflächen Glanztupfer daraufsetzen. Oder eine Fixierung auf zufällig herumschwimmende Strukturen, Wurzelstöcke, die wie Kormorankadaver auf dem lehmigen Grauwasser von Ebbe und Flut hin zu uns und wieder in die Ferne getrieben werden, zerschliessene Hemdchentüten, von anrührender Zartheit und Vergeblichkeit.

Eh was soll die Melancholie, es ist Krieg, wir sollten das tun, was wir können: unser Haus so gestalten, dass wir nie wieder russisches Erdgas brauchen.. Aber unser aktueller Plan ist, sich in Lissabon mit unserer Tochter Hannah zu treffen, wir werden die Zeit bis dahin mit Anstand irgendwie hier verbringen, ggf mieten wir ein Appartment für uns drei und sammeln uns irgendwie dort.

Wir fahren nach Deba, ein kleiner Ort, das westliche Ende des Geoparkes Flysch, ein Dutzend Kilometer von einer prähistorischen Kalksteinhöhle entfernt. Die Kirche ist bedeutend, romanische Skulpturen, herrliches Gewölbe, ein Votivschiff mit blendend hellen Segeln im Halbdämmer. Die vor mir eingetretene Frau richtet die Kirche, Spendenstock, Fürbittkerzen und Beleuchtugn für die Mittagspause her. Dämmerige Alltäglichkeit.

Hier wird sehr massiv baskisch gesprochen, vorwiegend ältere Leute, man wartet auf die Touristen, die erst in ein paar Wochen kommen werden. Auf dem Bahnsteig einer Station sehe ich eine alte Frau, krumm, ein unförmiger Körper in zahllosen Kleiderschichten, die oberste mit Stickereien- es könnte eine alte Baskin sein, aber mir fährt der Gedanke durch den Kopf, dass es vielleicht auch ein erster Flüchtling sein könnte. Die Bildschirme der Fahrkartenautomaten gehen auf Gelb – Blau, wenn sie nichts zu tun haben, in den Schaukästen der Bahnsteige hängen Gelb-Blaue Poster. Die Molenbefestigung durch riesige Steinquader, deren Bohrungskanäle sichtbar sind, es könnte ein Steinbruch verworfener Rückriem-Skulpturen sein oder abgesprengte Trümmer. Immer noch werden die Platanen gestutzt, ich versuche, meine Assoziation von amputierten Gliedmaßen und Baconscher Distorsionen auf die früher vorherrschenden Assoziationen von Knetesträngen, die auf fröhliche Kinderhände warten, zurückzudrängen.

Bald geht es weiter

Das Wochenende war hoffentlich das letzte Aufbäumen des Winters mit Regen und Temperaturen im einstelligen Bereich. Beim gestrigen Bilbao Marathon liefen die führenden Afrikanischen Läufer teilweise mit langen Hosen (7 Grad Lufttemperatur).

Heute scheint etwas die Sonne und wir können mal wieder das Boot richtig lüften um die Feuchtigkeit aus den Ecken zu treiben. Nachdem der letzte größere Einkauf ja schon 3 Wochen her ist, haben wir heute noch einmal richtig eingekauft – die Ware wird gleich noch geliefert, sehr praktisch. Damit steht dann der Abreise nur noch das angekündigte Regengebiet morgen im Weg. Dann soll es sonniger sein, einigermassen warm und auch die Wellen, die uns die letzten Wochen hielten, werden weniger. Mittwoch oder Donnerstag geht es dann endlich los. Wir wollen ums Kap Finstere und dann endlich Richtung Süden – wärmer und angenehmer. Aber zunächst geht es eben erstmal Richtung Westen – so schnell wie möglich.

Ukraine-


Ich habe lange keinen Beitrag mehr geschrieben, erst kamen wir nicht vom Fleck (Welle, Wind, Wetter, alles nicht genehm und auch nicht besser geworden) und dann der Krieg, diese große laut und öffentlich angekündigte, aber anscheinend unabwendbare Katastrophe- und jetzt, 10 Tage in das Geschehen, bleibt mir nur der Schrecken, dass der Ukraine ein Aleppo droht.
Ich kann so gar nichts mehr mit Konzentration machen, immer will ich schnell noch gucken, ob es vielleicht doch eine Lösung gibt.. Aber woher soll die Lösung kommen? Der Westen will spätestens jetzt Putin zur Aufgabe zwingen, dabei wird er nicht aufgeben müssen, die Feuermacht ist zu groß. Weiss Selenskij nicht, dass wenn er nicht verhandelt über irgendetwas, bald nichts mehr da ist, über das er verhandeln könnte?

Seit Tagen steht der Konvoi vor Kyiv, es ist so unglaubliche eine Provokation: Seht her, ihr könntet uns von oben vernichten, wir warten noch ein bischen mit entblößtem Oberkörper, und wenn ihr euch nicht traut oder es nicht könnt, dann wird die russische Armee Kyiv einkesseln und grausam vernichten. Und nun die nicht funktionierenden Korridore aus Mariupol, eine grausame Zermürbung, die auch noch meine Hoffnung zunichte macht, dass alle fliehen könnten und nur eine leere Stadt zurückbleibt.
Meine Emotionen sind voller Hass, Hilflosigkeit und Irrationalität- aber grade in solchen Situationen muss man doch klar bleiben: Jede Verhandlung ist eine Stunde nicht geführter Krieg, sind vielleicht ein paar nicht getötete Jungs. Das ist nicht call of duty- Ucraine session, das ist echtes Blut, echtes Leben, echter Schutt. Und immer noch nehmen wir das Öl und die Kohle ab, und finanzieren damit Putin weiter, ein russischer Ökonom in Amerika sagte, dass Putin Geldreserven hat für ein Jahr, erst, wenn er kein Öl mehr verkauft, wird er gezwungen sein, zu verhandeln. Und so werden wir uns daran gewöhnen, im Warmen zu sitzen und live mitzuerleben, wie so langsam die gesamte russische Feuerkraft anrollt und die Städte einkesselt und vernichtet, inklusive ziviler Personen und humanitärer Infrastruktur.
Ach ja, und dann gibt es noch die Hexenjagd auf alle Russen, derer wir habhaft werden können als Kollektivstrafe? Sag mir wie dus mit Putin hältst, ja oder nein, Einzelfallprüfung, Anhörung des Beklagten, Urteilsfindung, alles abgesagt.
Wir wollen gerne dem Helden Applaus zollen, es schmückt, sich auf die Seite des Schwächeren zu stellen und Waffen zu liefern? 100 Milliarden für Aufrüstung? Seid ihr verrückt, wisst ihr, welchen Klimaschaden ihr mit dem Mist anrichtet? Boykottiert das östliche Öl/Erdgas, kauft kein Holz aus sibirischen Wäldern, baut Windkraft, dann braucht ihr das Öl von drüben nicht zu kaufen..

Kein Frühling – oder doch? (Update)

Nachdem der Laptop wieder läuft jetzt auch ein paar Bilder

Wir sind immer noch in Bilbao. Das Boot ist zwar jetzt reisebereit aber das Wetter ist doch nicht so, wie wir es uns gewünscht hätten. Die letzten Tage waren eher gemischt mit Regen und teilweise sehr kühl mit einstelligen Temperaturen. Damit sollte es jetzt aber vorbei sein, seit Donnerstag hatten wir jetzt schon schönere Tage mit längeren sonnigen Abschnitten, morgen soll es dann erstmals 20 Grad haben. Die klaren Nächte bringen aber dann auch immer noch Frühtemperaturen von 0-3 Grad, die erst am späteren Vormittag steigen. Aber der Frühling scheint zu kommen – die Eisverkäufer beginnen jedenfalls ihre Saison, gutes Zeichen.

Zum Segeln passt es aber immer noch nicht . In kurzen Abständen schieben die Tiefs bei Island ihre Wellen in die Biskaya. Am Freitag waren Wellen bis 7m angekündigt, das meteorologische Institut warnte von den Wellen an der Küste. Selbst im ersten Innenhafen, knapp 2sm nach dem ersten Wellenbrecher waren die Wellen hoch – die Surfer waren weniger, die Polizei sperrte Teile der Promenade, da die Wellen an der Promenadenmauer brachen und Gischt versprühten.

Jetzt hoffen wir auf das Ende der nächsten Woche – dann soll es besser werden.

Ein Auge haben wir natürlich auch auf die Ereignisse in der Ukraine. Wir hoffen, dass es Lösungen geben wird. Aber es beunruhigt uns schon.

Reino- Kingdom: Shakespeare Mash-up

Teatro Arriaga, Regie von Calixto Bieito

Eigentlich das Stück zur Stunde, muss aber vor langem bereits geplant worden sein: ein Mash-Up der Shakespeareschen Königsdramen, dargeboten im Bühnenbild eines White Cube, viel Dekonstruktion theatralischer Momente: Falstaff schnallt sich den Fettsuit ab, der bereits ermordete Henri IV steigt nach eine Weile des Totseins in einer Fleischerei-Theke wieder aus diesem kalten Grab wieder auf, weil er im Anschlussstück seinen nächsten Auftritt hat. Erkenntlich wird Richard II, der zögerlich ist, die Königswürde zu beanspruchen und wie Hamlet zögert und schwankt, was wirklich für ihn ist, an seiner Wahrnehmung, seinen Ziele, seiner konkreten Position im Geflecht der anderen Machthaber zweifelt und in Melancholie verfällt, erkenntlich wird auch Richard III, der sich selbst als seines Glückes Schmied feiert, aber sich atavistisch/ kindlich letztendlich nur das Glück auf dem Pferderücken erträumt. Alle anderen sind komplexer, aber leider für mich ohne tiefe Shakespeare-Kenntnis der anderen referenzierten Werke nicht auflösbar. Viel Theaterblut, viel Unterwäsche, eher musikalische Reihung und Collagierung als eine dicht gewobene Argumentation. Volles Haus, großer Aupplaus.

Noch warten wir auf die Abfahrt

Die ersten Tage waren jetzt mit einigen Vorbereitugsarbeiten für die Saison gut gefüllt. Nachdem der erste Versuch mit der Toilette leider nicht geklappt hatte, war dann aber der 2. Versuch einigermassen erfolgreich. Hoffentlich für länger. Der Rigger hat eine gründliche Durchsicht des gesamten Riggs vorgenommen, Splinte getauscht aber zum Glück keine wirklichen Schäden gefunden – sehr beruhigend.

Mit dem neu installieerten Splitter für Funk und AIS hoffen wir aktiv und passiv unsere Reichweite des AIS zu verbessern, da wir jetzt die Antenne auf dem Mast nutzen, bislang war die AIS Antenne am Heckkorb.

Gestern haben wir die Chance genutzt bei schönem Wetter zum großen Supermarkt zu fahren und etwas größer einzukaufen. Der Einkauf (Getränke, Nudeln, Reis etc) wurde dann heute morgen kostenlos geliefert – praktisch, das spart einige Radtouren bei besserer Auswahl.

Jetzt warten wir nur noch auf etwas besseres Segelwetter. Hier spüren wir auch noch das Orkantief, das gerade auch Deutschland trifft. Zwar ist der Wind nicht so heftig aber die Wellen, die östlich von Irland bis zu 13m haben sollen, wandern in die Biskaya und geben und auch noch kurz vor der Küste Wellenhöhen von 5-6m. Das ist uns zu viel. Ab Mittwoch soll es besser werden. Bis dahin sind dann hoffentlich auch die Äste und Bäume aus dem Hafenbecken verschwunden, derzeit werden es stündlich noch mehr. Wohl vom Wochenendsturm.

Zurück auf dem Boot

Seit gestern sind wir wieder zurück auf unserem Boot in Bilbao. Die Hinreise spät am Abend endete zunächst spannend – direkt nach dem ersten Touchdown startete der Pilot wieder durch. Durch den starken und böigen Rückenwind hatte er wohl die Befürchtung, dass die Landebahn kurz werden könnte. Der 2. Anlauf setzte etwas früher auf und kurz nach Mitternacht waren wir dann am Boot.

Bis auf den Radarreflektor am Achterstag, der abgefallen war, ist alles soweit in Ordnung. Wenig feuchte Luft, keine Schäden. Lediglich die Toilette musste ich heute erstmal auseinandernehmen -:)

Das Wetter ist natürlich wärmer als in Deutschland und soll in den nächsten Tagen auch noch besser werden – heute gab es erstmal kräftigen Wind und Regen. Aber wir konnten die schönere Zeit nutzen für eine nettes Valentins-Mittagsmal – um 15 Uhr.

Wir hoffen, dass wir in den nächsten Tagen das Boot weiter segelfertig machen können und am Wochende ggf. wieder aufbrechen könne.

Und wieder Corona

Corona lässt uns – so wie viele andere – nicht los. Auch in 2022 bleibt die Situation zunächst schwierig.

Nachdem Lufthansa unsere Flüge nach Bilbao abgesagt hat und die Inzidenzwerte in Spanien extreme Höhen erreicht haben, haben wir beschlossen unseren Start in 2022 um gut 2 Wochen zu verschieben. Schade aber wohl notwendig. Jetzt wird es Mitte Februar werden bevor wir ins Segeljahr starten können. Immer noch früh genug um im Frühsommer im Mittelmeer zu sein und dann zu entscheiden wohin es in 2022 noch gehen soll. Nach den Erfahrungen im letzten Jahr haben wir uns vorgenommen unsere eigenen Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben.

Abschluss 2021 – Statistik

Zum Abschluss des Jahres habe ich das Logbuch abgeschlossen und die Daten kurz zusammengestellt.

Unser Törn führte uns von Neustadt/Holstein durch Ostsee, Nordsee, Ärmelkanal und Biskaya nach Bilbao, von wo aus wir Ende November zur winterpause nach Hause flogen.

Reisetage – 152

Besuchte Länder – 9

Besuchte Häfen – 36

Segeltage – 42

Insgesamt legten wir dabei 2100sm zurück. Dabei musste uns 140hr der Motor helfen

Schäden oder größere Probleme am Boot hatten wir zum Glück nicht zu verzeichnen.

Wie wünschen Allen ein Gutes und Gesundes Jahr 2022

Jürgen und Ulrike

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