Baiona


ein langer Segeltag, die Liste der Sachen, die ich gegen die Kälte übereinandergezogen habe, würde den Rahmen dieses Blogs sprengen. Jürgen wiederholt mantrahaft die Sätze aus dem Pilot, dass nach der Umrundung des Cabo Fisterre die Wellen niedriger werden, das Klimer milder und die Crew wieder lächelt. Der Wind aber frischt gegen Ende hin recht deutlich auf, ich war froh, dass ein Marinero half die Leinen zu befestigen. Kalte feuchte Laken, sternklarer Himmel,aber der Morgen zeigt ein wunderbares Rund verschatteter Berge, Häuser wie frisches Geröll, der Himmel hart blau, streng kalt durchweht. Warum trifft mich diese Schönheit so unvermittelt, weil es einen Fond von Bildern gibt, in dessen Grund alle diese Bilder von Buchten liegen und deren Leibhaftigkeit der Existenz dann einfach freut? Um die Mittagsstunde (da ist hier ja Siesta) ist die Altstadt leer, fehlen ein paar Kühe, die man über die Straßen treibt, man wäre im Mittelalter. Vor den Autobahneinfahrten wird hier immerhin noch darauf hingewiesen, dass die Benutzung durch Pferdegespanne nicht zulässig ist.
Milde ist es erst so ab 15:00 wenn man eine windgeschützte Ecke findet, aber besser als die Bilder von Osterglocken im Schnee aus der Heimat ist es allemal. Da, wo der Atlantik das Wasser austauscht in Ebbe und Flut ist es unglaublich klar, mit der Spiegelung des blauen Himmels könnte man so manchen Strand als Karibik ausgeben, nur die Wassertemperaturen entlarven den Fake.
Busausflug nach Vigo, 280.000 Einwohner, sie behaupten, im Einzugsgebiet wohnen 500.000, wer weiß, wie „Einzugsgebiet“ definiert ist- Peugeot-Citroen hat einen Produktionsstandort hier, Werftindustrie freut sich auf die erwarteten Rüstungsaufträge, Fischereinindustrie und Handelshafen: Die Wirtschaft scheint zu brummen und auf den vielen Baustellen lärmen die Presslufthämmer. Vom Kastell hat man einen wunderbaren Blick über die Bucht, die Erläuterungstafeln weisen eine Kette von Eisenzeitlichen Siedlungen aus. Ob für die damaligen Siedler, Fischer und Händler der Blick nicht nur strategisch wichtig war, sondern auch schön?

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