Cadiz
Cadiz
Morgens Wind, mittags Flaute, nachmittags 4-5 bft bei schönstem Sonnenschein, wir kennen das nun. Heute leider aber aus der Richtung, in die wir wollen.
Je näher wir der Straße von Gibraltar kommen, desto sichtbarer wird die Marinepräsenz. Wir hören mit, wie ein spanisches Marineschiff ein US-Schiff bittet, auszuweichen, da es manövrierunfähig sei. Langsam kann ich verschiedene Schiffstypen nach der Silhouette auseinanderhalten. Ich glaube, ich habe ein U-Boot gesehen, aber es ist nur halb eingetaucht.Fast jeden Tag haben wir feldgraue Helikopter gesehen mit Sondendomen an der Nase, reger Transportflugzeugbetrieb zum Marinestützpunkt Rota. Die Gegend ist zum einen eine strategisch kritische Stelle, der seit langem militärisch sensibel ist, auch schon vor der Schlacht von Trafalga, seit Jahren ist hier Migration/Flucht aus den Krisengebieten Afrikas und ihre Eindämmung ein Brennpunkt und schließlich auch seit Februar eben auch die Kontrolle der Sanktionen gegen Russland. Vor Cadiz liegt ein goldfarbenes 30 m Segelboot unter maltesischer Flagge vor Anker- ich weiß nicht, ob ich den Funkverkehr richtig verstanden habe, dass es vom Grenzschutz kontrolliert werden sollte, vielleicht assoziiere ich auch nur plausibel.
Bei der Anmeldung per Funk am Hafen jammere ich ein bisschen, zu viel Wind. Freundlich wird der sailor auf den Steg geschickt und spart uns so das erstmalige Anlegen am Wartesteg. Es ist soo heiß. Als wir die Altstadt von Cadiz zu Fuss durch den Containerhafen erreichen, bewundern wir die Weisheit der Araber, die Cadiz/Gadis als erstes bei der Eroberung der iberischen Halbinsel eingenommen hatten und als letztes aufgeben mussten: enge Gassen, Häuser mit riesigen, beschlagbewehrten Eichentüren, hinter denen sich dämmerige Innenhöfe mit Pflanzen und Arkaden oder offenen Treppenhäusern verbergen, der Schatten ist wohltuend. Zur Wasserseite schöne Baumalleen mit Wasserkunst, Marmorstatuen und schattenspendenden Gummibäumen, Palmen. Bougainvileae und letzte Jacarandablüten. Wir sehen die ersten Straßen mit Orangenbäumen als Straßenbäumen. Ganz langsam gewöhnen wir uns an den spanischen Rhythmus, am schönsten sind die Abendstunden, wenn die Sonne untergeht und etwas Kühle die Lethargie aufhebt.