Regen


Wenn man in der Koje liegt, ist das Geräusch des Regens wie eine Kappe, die um einen herum liegt, kleine Klänge, die sich nur auf mich beziehen: ich kann nicht raus, ich werde nass, ich bin wie ein Schwamm, der von diesen Geräuschen gefüllt wird. Dann die abgeleiteten Geräusche, das Auftreffen der Tropfen auf dem Wasser, mit einem kleinen schmatzenden Geräusch. Das Lecken und Schmatzen der Wellen am Rumpf, glucksend, wenn eine Luftblase mit verschluckt wird. Wenn der Regen stärker ist, bildet sich eine Richtung aus, der Klang wird zur Fläche, die oberhalb von mir ist. Das Geräusch überlagert alle anderen Geräusche, ebnet sie ein. Der Regen ist eine halbdurchsichtige Schwamm-Wand, durch die der Wunsch nach Tätigkeiten aufgesaugt wird, Impulse kommen nur von den Wolkenfronten: wenn einmal ein Blau kommt, rennen wir zum Müll oder zur Toilette. Strategien werden entwickelt: Wie trocknet man die Luft? Wir achten peinlich darauf, den Feuchtigkeitseintrag zu minimieren, alles Nasse muss in die Kuchenbude.
Die Wolken aus dem Atlantik hatte so viel mehr Anlauf, um Wasserdampf zu sammeln, dementsprechend ist auch viel mehr Regen darin, fast so als würden wir eine längere Überfahrt simulieren, weil wir nicht herauskönnen.

Gestern war es aber trocken und wir hatten Karten fürs Ballett in Bilbao, man zieht sich gut an, die Männer solide- behaglich, wie in China: Man zieht doch den teuren schönen Mantel nicht aus, sondern zeigt sich in ihm im Zuschauerraum, Gut gefüllt, es gab auch eine Vorberichtserstattung. Die Aufführung selbst hat mich enttäuscht: eine magere, zierliche Solistin, ein kräftiger Partner für die Tragefiguren, elegische Musik aus den 50 er Jahren zum Thema Liebe und Verlust, Heben, spreizen, drehen, kaum Temposchwankungen, der immer gleiche grade Ballettrhythmus, am besten könnte man es mit einer zu lang geratenen Eiskunstlaufkür vergleichen. Ich hatte mir von Spanien mehr erwartet: komplexe Rhythmik, die Auseinandersetzung mit der neuen Frauenrolle, statt dessen lana del rey phantasien mit Bildern von Cowboyhelden und Mustang-Autos, ein eingespielter Film mit einer interessanten Einlage eines weiteren Paares mit Hip-Hop Anleihen- keine credits. Die Franco-Zeit ist erst eine Generation her? Beim Herausgehen hörte ich, wie eine beleibte ältere Dame,ausdrucksstark geschminkt zu ihren Freundinnen sagte: „sublim“..und ich stelle mir vor, wie weit die bis zur Fadheit abstrahierte getanzte Emotion von ihrer konkreten Beziehungslage entfernt ist, in der sie bestimmt deutlich ansagt, wie die Familie (die Queen würde von Firma sprechen) funktioniert.