Der Schwell an der Mooringboje übt das Kochen mit Welle: ich muss das Kardangelenk nutzen. Am Morgen werden wir zum Testen abgeholt, sehr freundlich, aber das Traveltracking System ist e twas undurchschaubar. Die Proben sollen nach Guernsey geflogen werden, aber der Flieger sei die Tage unregelmäßig gewesen. Ich ahne Unbill, denn so richtig hatte ich mich nicht auf mehrere Tage Ankern vorbereitet. Das Einreiseformular fragt nach Frischprodukten (Kartoffeln, Fleisch, Fisch..) wir machen uns dran, die Kartoffeln zuzubereiten, damit wir sie nicht abgeben müssen. Was wir sehen können von der Bucht ist: Festungsanlagen aller Besatzungen die hier jemals waren, Engländer, Deutsche. Wir sehen Steinbruchstufen, über die etwas Gras gewachsen ist, ein paar Häuschen und warten. Vielleicht ist es in einer Karibikbucht ähnlich: man liegt im Grünen, man kann baden, man kann schauen, und manchmal gibt es einen Landepunkt oder auch nicht?
Wir warten, und warten, der Schwell ist erheblich, die Leinen ächzen. Immer wieder fragen wir nach- die Melodien der Telephonleitungen kann ich mitsummen, wir liegen drei Nächte vor Boje. Sonntag trinken wir den letzten Kaffee und, nachdem die Hotline sagt, dass die Ergebnisse nicht gefunden werden und wir möglicherweise den Prozess neu starten müssen, stimmen wir mit Port Control ab, dass wir das Boot nach Guernsey verlegen.
Wir motoren bei völliger Windstille also nach Guernsey und werden dort an den Quarantäneponton eskortiert. Montagmorgen, die Batterien nur noch halb voll, Supermarktlieferung an den Pier wäre erst am nächsten Tag möglich, Kaffee alle. Noch einmal rufen wir an und da, endlich die erlösende Nachricht, der Test ist negativ. Und wir haben noch mehr Glück, das Sill ist noch passierbar und wir können an die regulären Besucherstege in Viktoria Marina. Selten habe ich eine Steckdose so willkommen geheißen. Wir bekommen den Sticker „certified“ vom Hafenmeister vorbeigebracht.
Müll wegbringen können! Einkaufen! In der Cooperative sind die Regale voll, Jürgen zeigt mir dazu die Bilder aus den Nachrichten zu Britischen Supermärkten mit leeren Regalen- dort fehlen die truckdriver aus den osteuropäischen Ländern. Und dann Guernsey erkunden: Very British indeed, Linksverkehr, Pubs mit Hohlmaß Pint. Anders als in Helgoland wird die Steueroase nicht durch übermäßig viele Parfümerien und Wiskeygeschäfte sichtbar, sondern durch prächtige Gebäude von National Westminster Bank und Price Waterhouse Coopers. Es gibt einen Immobilienmarkt für lokale Bewohner und einen offenen Immobilienmarkt für die anderen, enterprise und entrepreneurvisa .. Wir fahren mit dem Bus einmal um die Insel herum: im Süden die edlen Häuser mit großen Grundstücken, im Westen mehr Badebuchten in denen unverdrossen Kaltwasserschwimmer unterwegs sind, Wassersport jeder Art und Ferienappartments, im Norden dann die Erdöltanks für die lokale Energieversorgung, ein vergessener Hochhofen. Früher haben die vielen Gewächshäuser die Tomaten- und Gemüseversorgung gesichert, nun sind viele im Verfall begriffen (man darf sie nicht niederreissen), die Tomaten kommen aus Malaga oder Neuseeland. Ob sich das wieder ändert nach dem Brexit? In der Kirche ist der Spendentopf durch ein digitales Bezahlgerät ersetzt. Wie organisiert sich so eine Insel mit 800 jähriger Selbstständigkeit und roundabout 70.000 Einwohnern im Staat und Steuerfreiheit für Unternehmen, keiner Mehrwertsteuer? Lohnsteuer wird einbehalten.