Viveiro


Motoren, motoren, motoren, aber wir müssen weiterkommen. Vor dem Aluminiumhafen fahren wir Frachterslalom. Dennoch brauchen wir mal eine Pause von Lärm und Geschaukel und bleiben eine extra Nacht in Viveiro. Der Ort liegt im Flusstal, vermutlich werden viele von hier in den Aluminiumwerken arbeiten, das ist nur über den Berg drüber und hier hat man die bessere Luft. Wir machen eine kleine Wanderung zur St. Rochus Kapelle, die oben auf dem Berg liegt. Die Magnolien blühen hier grade, in Bilbao vor 10 Tagen war die Blüte schon vorbei, die Vegetation ist also etwas zurück, aber der Geruch von frisch geschnittenem Gras, vielfältiges Vogelzwitschern, -trillern, es klingt melodischer als das Mövenkreischen unten am Hafen und es kommt das Gefühl fast eines Osterspaziergangs auf. Oben etwas durch Diesigkeit weichgezeichnete Sicht, die Kapelle ist uralt und riecht nach kaltem Stein, Heiligkeit und Reinigungsmittel. Eine kleine Wirtschaft mit Grill labt uns ordentlich.
Eigentlich wäre es schön, die Küste weiter zu erkunden, so zerklüftet und wild schaut sie aus, aber morgen gehts weiter nach A Coruna

Richtung Westen

Wir nutzen das Wetter – teilweise sonnig, mässig kühl, abnehmende Wellen, Wind aus östlichen Richtungen – und fahren in großen Schritten nach Westen. Über Gijon und Aviles sind wir von Santander jetzt in Ribadeo und fahren gleich weiter nach Viveiro. Leider müssen wir recht viel den Motor nutzen, der Wind ist überwiegend zu schwach, frischt aber immer mal wieder auf dann 5-6 Windstärken auf. So üben wir – Segel setzen, Segel bergen, Reff rein, Reff raus. Gestern kam der Wind dann in der 2. Hälfte zwar ordentlich (5-6BFT) aber dann hatten wir bei einer Wende einen Überläufer in der Großschot, den wir so nicht wieder lösen konnten. Da konnten wir den Wind dann doch nicht zu Ende nutzen.

Aber wir wollen weiter nach La Coruna. Von dort erwarten wir dann zunehmen bessere Windkonditionen, da wir mit der Hauptwindrichtung fahren wollen – und da es dann auch weiter nach Süden geht auch etwas wärmere Tage. Noch ist es auf dem Wasser und Abends schon noch frisch – relativ, in Schweden kann es auch im Frühsommer so sein.

Die Häfen sind noch leer, wenige Segler sind schon unterwegs. 2 große Katamarane kamen aus LaRochelle – neu abgeholt und auf dem Weg nach Kanada bzw Neuseeland.

Weiteres kommt…….

Ribadeo


Auch nach Ribadeo ist erst einmal Motoren angesagt, später finden wir Wind, sogar recht ordentlichen, aber dann gerät mir ein Überläufer in die Großschot, es klemmt und damit ist nicht das Großsegel nicht mehr manövrierfähig. Missmutig machen wir den Motor wieder an und trauern dem verpassten Wind nach. Glücklicherweise gelingt es Jürgen im Hafen, den Überläufer wieder aus dem Rollblock zu zerren.
Ribadeo liegt deutlich oberhalb des Hafens, es gibt einen Aufzug, der einen kommod hochfährt in den Ort, der schöne ?Renaissancehäuser hat sowieFestungsanlagen zur Verteidigung Galiziens gegen Asturien oder gegen Piraten mit pittoresk bewachsenen Steinschichtungen. Irgendwie ein Drehort für Kostümfeste, so vergessen und abgelegen fühlt es sich an. Als ich morgens nach dem Bäcker suche, werde ich angesprochen, ob ich den Pilgerweg suche, sonst kommt man eher nicht hier vorbei. Wir lesen, dass 2020 ca 57000 Pilger die Jakobswege gegangen sind, das verteilt sich auf die verschiedenen Wege nach Santiago. Bestimmt gibt es auch Besucher, die ohne Pilgerbuch reisen, es sieht so aus, als würde der Ort im Sommer ein anderes Leben führen. In Dänemark zur Sommerszeit haben wir gerne über die Touristenströme geklagt, man könne ja gar nicht das wirkliche Leben sehen. Jetzt, in der privilegierten Situation, noch vor den Besuchern hier zu sein, nehmen wir die Orte in ihrer Wartesituation wahr, viele Wohnungen sind nicht bewohnt, viele Geschäfte sind noch dauerhaft geschlossen. Es sind auch viele Objekte zu verkaufen, vielleicht hat der ein oder andere auch die Covid-Schließungen nicht überstanden. Das „wirkliche“ Leben ist zusammengeschnurrt auf die wichtigsten Lebensadern, Zentralplatz, Hauptverkehrstrahen, man ist eingepumpelt in dunkle dicke wattierte Jacken, hält die Hände in den Taschen, während man die Kinder, die nach der Vorschule endlich einmal auf den Spielplatz dürfen, im Auge behält und mit den anderen Eltern spricht. Vielleicht muss man es als Winterstadt und Sommerstadt sehen, ohne dass eine der beiden wirklicher wäre?

Aviles


Heute sind wir dann nach Aviles motort, wenigstens sonnig, in der Hafeneinfahrt blüht es rosa am Kreidefelsen, an einem großen Spalier der verschiedensten Kräne vorbei, die langsam und behäbig über den Schiffen mit großen Gesten operieren. Eine große Werft, ein Bau von Niemeyer, die Verwaltung wollte ihre Version des Bilbao-Effektes (Anlocken von Touristen mit spektakulärer Architektur) ausprobieren. In der Zeitung wurde aber grade berichtet, dass das wie ein großes Flight Control Center aussehende Café seit fünf Jahren nicht verpachtet ist und nun der Rat neue gute Konditionen für einen neuen Pächter anbieten will. In der Stadt dann größere 50-80er Straßenfluchten, in der Zeit hat sich die Bevölkerung verdoppelt, ein Platz ist eine Kombination aus Vorfeld des Fußballstadions und neue Stadtmitte. Zwei alte Frauen sitzen auf einer Bank, spannen ihre Regenschirme gegen die Sonne auf und strecken die nackten faltigen Füße mit rotlackierten Zehennägeln der Sonne entgegen: Man feiert die Sonne, das Herauskommen, den ausgiebigen Schwatz. Im Fischerviertel eine wirklich uralte romanische Kapelle, hier wartet man noch auf die Feierlaune. Der Transportarbeiterstreik geht weiter, langsam werden die Frischwaren im Supermarkt knapp, immer wenn ich welchen finde, kaufe ich den Joghurt in den großen Packungen.

Gijon


Nach einem Tag Pause brechen wir nach Gijon auf, angesagt ist Flaute, aber nach ein paar kleinen Meilen nach Verlassen der Santanderbucht fällt ein steifer Wind auf uns herunter, in wenigen Minuten brist es auf, ein kurzes Mal habe ich 33 Knoten auf dem Windmesser gesehen, es riecht nach Regen und aus den Wolken hängen nasse Dunstschwaden wie von einem Spinnrocken, nach einer Viertelstunde ist es wieder weg, der Segelmacher hatte vor solchen Phänomen bei Wind mit Südkomponente gewarnt, und wie immer hat er mit seinen Einschätzungen recht behalten.
Dennoch mussten wir zwei Drittel der Strecke motoren und legen bei Dunkelheit in Gijon an.
In Gijon machen wir uns auf die Suche nach einer Gasflaschen-Füllmöglichkeit und erkunden dabei die verwinkelten dunklen Straßen und die superbreiten Straßen zwischen Wohnburgen, aber die Spanier sind mittlerweile sehr regelkonform und können uns nicht helfen (es ist verboten, LNG in Gasflaschen umzufüllen).
Am Nachmittag machen wir dann das Touristenprogramm mit Chillidaskulptur (eher Beton-Brutismus) und der Gegend um Theater, Bibliothek und Rathaus: dort ist es wesentlich attraktiver. Eine Buchhandlung quillt gradezu über von Büchern und ist mir dadurch sofort sympathisch, ich spreche mit dem Buchhändler, ein klassischer Nerd mit schwarzem T-Shirt, Wollmütze. Er schätzt die Spanische Literatur als eher erdverbunden und realitätsnah ein, Spekulation oder Ideenhuberei wäre dem hiesigen Literaten suspekt, schließlich greift er in ein paar Stapel und zieht in der Mitte oder unten einige Bücher heraus, deren Inhalt er mir wortreich anpreist. Mal schauen, was er so gegriffen hat- für die nächsten Regentage bin ich versorgt.

Endlich los!

Lange hat es gedauert, sehr lange – aber jetzt sind wir los. 4 Wochen waren wir nochmal in Bilbao, 2-3 Wochen länger als geplant aber das Wetter war nicht so wie wir es erwartet hätten. Insbesondere war auch die Wellensituation fast durchgehend schwierig, die Tiefs schaufelten immer kräftig in die Biskaya.

Aber wie vorhergesagt gibt es jetzt bei den Wellen eine deutliche Entspannung, mit etwa 1m ist die Dünung gut zum Segeln. Da auch der Wind mit S/SO aus einer guten Richtung mit 8-12kn prognostiziert war, legten wir nach kurzem Tanken in Bilbao ab. Port Control verabschiedete uns mit einer kurzen Funkmeldung und der Frage nach dem Wohin. Kurz nach der Ausfahrt aus der Bucht von Bilbao und zum Glück bevor wir die Genua ausgerollt hatten, dann die erste Überraschung – in kürzester Zeit kletterte die Windanzeige von 8kn über 15kn auf 25kn und kurz auf 33kn. Aber noch während wir über Reffen nachdachten war nach 20 Minuten wieder Alles vorbei. Wir vermuten, dass wir an einer Düse aus den Bergen im Hinterland vorbeigefahren sind – entsprechend hatte unser Liegenachbar schon gewarnt.

Dann das Highlight des Tages – eine große Gruppe Delphine tauchte am Boot auf und begleitete uns für einige Minuten, bestimmt 20 Tiere. Beeindruckend, elegant – sehr schön.

Wenig später war es aber mit dem Wind vorbei, der Diesel musste das letzte Drittel des Weges übernehmen. Nach der Vorbeifahrt an der Promenade von Santander legten wir im Sportboothafen am Flughafen an. Schon auf dem Wasser hatte uns der Zoll kontrolliert, war aber mit dem Dokument aus Bilbao zufrieden und verliess das Schiff bald wieder. Kaum am Steg kam auch die Polizei und als letztes noch der Hafenmeister.

Weiterfahrt wohl am Montag. Aber wir sind jetzt endlich losgekommen.

Saharasand


Ein erster Blick aus dem Kajütfenster- ich kann nicht klar sehen. Es ist nicht ein beschlagenes Fenster, sondern die Luft selbst ist trüb, nimmt alle Farben aus dem Morgen, die Berge sind Schattenrisse, die Stadtsilhouette ist ein graues Weichbild. Die Luft ist voll Saharastaub, er liegt dicht auf dem Deck, in den leewärts gelegenen Ecken haben sich kleine halbmondförmige Dünenstrukturen angelegt. Gestern hatte ich noch ein fast monochromes Bild von Malaga in der Zeitung gesehen, hellziegelige Luft verschleierte die Konturen der Kirchen. Die Lichtspiegelungen auf dem Wasser hier sind wie Bismut schlierig und schillernd zwischen metallisch hellblau und kadmiumgelb. Wenigstens wärmer als sonst, es bleibt aber den ganzen Tag trüb. Wir machen einen langen Spaziergang an der Küste östlich von Bilbao und schauen den Surfern zu. Auf dem Erwachsenenspielplatz macht einer Handstand und kommt fast gar nicht mehr herunter, als Surfer muss man wohl eine gradezu artistische Gleichgewichtsbeherrschung haben.

Learning aus all den Verzögerungen insgesamt: Februar ist zu kalt, selbst dieser, von dem locals sagen, erwäre etwa 2 Grad zu warm gewesen und auch zu trocken. Und die erste Hälfte März ist auch noch zu kalt und zu nass für unsereins. Vielleicht kann man sagen, dass erst wenn es für Kastanienbäume warm genug ist um die Blätter auszutreiben, so langsam auch Segler daran denken könnten, mit warmem (!!) Unterzeug die Segel auszurollen, was so bei 15° tags und über 10° nachts sein dürfte. Selbst die Schweden jammern, der Lufttrocker würde nicht genug leisten und der bestellte und montierte Ofen funktioniere noch nicht 100%, man macht das Schnuten -Emoji..

Castro-Urdiales

Ich musste meine Klarinette zum Instrumentenmacher bringen, damit sie neue Schuhchen bekommt (Zapatillos, wir sagen Polster) Derweil fahren wir nach Castro Urdiales. Es liegt an einer alten römischen Straße, mittelalterliche Festung, Jakobsweg-Kirche, große Sommerappartmentanlagen. Die Sonne scheint!! Wir saugen die Wärme auf, und genießen, wie auch die Einheimischen, herauszukommen, alte Frauen machen sich sehr schick und sitzen mit einem netten Glas Wein oder Wermut im Café und begrüßen sich: Schön dich zu sehen, zwei Jahre waren wir nun eingeschlossen wie eine Auster!.

Am Busbahnhof fragt ein kleines Mädchen im Grundschulalter seinen Vater: bist du für die Russen oder für die Ukrainer, als ob das Fußballmannschaften wären, selbst kleine Kinder wissen, dass es Krieg in der Nähe gibt. Ich lese grade ein dusseliges Frauenbuch, sie zitiert einen Satz von Szymborska, der mich trifft: „Ferne Kriege entschuldigt, dass ich Blumen nach Hause trage“. In den Nachrichten wird dargestellt, dass facebook nun hate-speech gegen Russland nicht mehr sanktioniert. Verantwortung für Inhalte sieht anders aus: Grade im Krieg wäre eine Gegenöffentlichkeit eine, die nicht Stellung bezieht, sondern sehr sorgfältig versucht, Sachstände zu etablieren: Verhandlung kann nicht funktionieren, solange jeder im Gefängnis seiner gewaltigen Emotionen ist. Ach, schlimme Zeiten.

Nachts knarren die Fender, klopfen und zupfen die Leinen in den Klampen, wieder ziehen Wetterfronten durch. Wenn man nachts aufsteht, versucht man, sich genau in die huschelige Höhle wieder einzupassen, die man vorher gewärmt hatte, um nicht mit den feucht-kühlen Lakenteilen in Berührung zu kommen. Die Luken sind morgens dicht beschlagen mit Feuchtigkeit, solange die Tropfen klein sind, sieht aus wie eine Waranhaut, sind sie größer, eher wie Krokoleder. Wir sind auch wechselwarme Reptilien, solange es so unangehm ist, verharren wir in Starre. Wenigstens sieht es so aus, als könnten wir Montag weiter, aber das ist auch noch zwei Tage weiter und die Wettervorhersage und das Eintreten der Wahrsagung sind zwei verschiedene Dinge, sie kommen noch nicht mal aus einer Wundertüte mit buntem Puffreis.

Teatro Eliseu

Xabier Diaz

Qualitätsvolkskunst, Akkordeon, Drehleier, Tambourins und Stimme. Einstimmiger Chorsatz, komplexe Rhythmik, die harmonische Begleitung ist dicht der Melodie folgend. Der Sänger Xabier Diaz erklärt, dass er Fieldrecordings gemacht hat, auf deren Basis er Lieder macht, er beobachtet die Schlagtechnik und Handhaltung, erläutert die Verbindung der Gesänge zu den Orten, die soziologische Bedeutung: Werbung um das Mädchen, Bitte um Hilfe in schwerer See, Arbeitsbegleitung bei der bäuerlichen Arbeit, erläutert er nicht, das wissen hier alle. Der Sänger schließt die Augen, wenn er wie ein Derwisch tanzt, wird die Bühne zu eng für seine komplexen Bewegungen, eine eigenartige aber wirksame Bühnenpräsenz. Eine lokale Brauchtumsgruppe nimmt an der Vorstellung mit Tanz und Gesang teilweise teil, es fügt sich in sein Konzept der Erhaltung und Vernetzung der lokalen Musik.

Das Publikum singt teilweise die Lieder mit, ist aus dem Stegreif fähig, die vielschlägigen Rhythmen aufzugreifen, es muss wirklich noch soetwas wie Pflege der traditionellen Musik geben. In Andalusien würden diese Darbietungen nicht ohne großgepunktete Flamenco Kostüme möglich sein, hier springen und schreiten die Teilnehmer so wie sie grade gekleidet mit im Reigen, es ist kein Spektakel für Touristen, sondern genuine allgemeine Belustigung. Es hat auch uns Spaß gemacht.

Deba

wir liegen hier drei Wochen fest, der Krieg in der Ukraine ist nun schon 2 Wochen alt, im Fernsehen laufen die strategischen Kriegskarten, Frontbilder und humanitäre Reaktionen im Wechsel. Die Französischen Zeitungen zeigen dazwischen noch den Präsidentenwahlkampf, eigentlich will ich nur die Decke über den Kopf ziehen. Man könnte eine Meditation über die Grüntöne von Algenbewuchs machen, von Fahlgrüngrau, Salbeifarben, Maigiftgrün über Moosgrün zu Kadmiumgelb, Schichten von Farben mit einer grieseligen Textur, rauh und nur dann brilliant, wenn das Moos vollgesaugt ist mit Wasser, so dass die Tropfenoberflächen Glanztupfer daraufsetzen. Oder eine Fixierung auf zufällig herumschwimmende Strukturen, Wurzelstöcke, die wie Kormorankadaver auf dem lehmigen Grauwasser von Ebbe und Flut hin zu uns und wieder in die Ferne getrieben werden, zerschliessene Hemdchentüten, von anrührender Zartheit und Vergeblichkeit.

Eh was soll die Melancholie, es ist Krieg, wir sollten das tun, was wir können: unser Haus so gestalten, dass wir nie wieder russisches Erdgas brauchen.. Aber unser aktueller Plan ist, sich in Lissabon mit unserer Tochter Hannah zu treffen, wir werden die Zeit bis dahin mit Anstand irgendwie hier verbringen, ggf mieten wir ein Appartment für uns drei und sammeln uns irgendwie dort.

Wir fahren nach Deba, ein kleiner Ort, das westliche Ende des Geoparkes Flysch, ein Dutzend Kilometer von einer prähistorischen Kalksteinhöhle entfernt. Die Kirche ist bedeutend, romanische Skulpturen, herrliches Gewölbe, ein Votivschiff mit blendend hellen Segeln im Halbdämmer. Die vor mir eingetretene Frau richtet die Kirche, Spendenstock, Fürbittkerzen und Beleuchtugn für die Mittagspause her. Dämmerige Alltäglichkeit.

Hier wird sehr massiv baskisch gesprochen, vorwiegend ältere Leute, man wartet auf die Touristen, die erst in ein paar Wochen kommen werden. Auf dem Bahnsteig einer Station sehe ich eine alte Frau, krumm, ein unförmiger Körper in zahllosen Kleiderschichten, die oberste mit Stickereien- es könnte eine alte Baskin sein, aber mir fährt der Gedanke durch den Kopf, dass es vielleicht auch ein erster Flüchtling sein könnte. Die Bildschirme der Fahrkartenautomaten gehen auf Gelb – Blau, wenn sie nichts zu tun haben, in den Schaukästen der Bahnsteige hängen Gelb-Blaue Poster. Die Molenbefestigung durch riesige Steinquader, deren Bohrungskanäle sichtbar sind, es könnte ein Steinbruch verworfener Rückriem-Skulpturen sein oder abgesprengte Trümmer. Immer noch werden die Platanen gestutzt, ich versuche, meine Assoziation von amputierten Gliedmaßen und Baconscher Distorsionen auf die früher vorherrschenden Assoziationen von Knetesträngen, die auf fröhliche Kinderhände warten, zurückzudrängen.

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