San José
edlich hat die Windrichtung gedreht und der Poniente bläst die Wärme mit vollen Backen weg, bringt auch ziemlich Welle mit. Wir kommen ums Cabo Gato nach San José, nach all den riesigen Urbanisationen gradezu ein Balsam für die Augen, hier mal nur 2 stöckige Appartmentreihen zu sehen. Nicht weit von hier gibt es eine Wüste im Inneren, am Hafen besteht die sorgfältige die Zierbepflanzung aus Kakteen und Yukka.
Das Dorf, im Winter ist es nur knapp 2000 Einwohner groß, liegt am Rande eines Marine-Schutzgebietes hinter dem Cabo Gato. Im Sommer ist es zehnmal so groß, aber die Häuser sind nicht mehr als 2,5 Geschosse hoch und liegen dicht zusammen, ein paar Restaurants, ein paar Strandbedarfsläden und Souvenir Shops, das war´s. Nach all den zukünftigen Immobilieninvestmentruinen kommt es mir zauberhaft vor, es kommt das Anholt Feeling auf. Steeldrums auf der Promenade und ein erstaunlich fingerfertiger Gitarrist vorm Supermarkt und der Ort wirft seine Angelhaken aus. Es ist strammer Poniente angesagt, wir machen einen Tauchschnupperkurs. Nachdem ich dem Tauchlehrer erklärt habe, wir hätten vor Jahren mit einem Freund, der Tauchlehrer ist, drei oder vier Tauchgänge gemacht, bekommen wir eine Auffrischung im Schnelldurchlauf und dürfen mit raus, eine ganze Tauchflasche lang erkunden wir die Seewiesen in unserer Bucht, rote Seesterne, Seeigel und tiefdunkelpurpurne Anemonen, silbrig-gelbe Sardinen und nette bunte Fische, die ich nicht kenne. Der Tauchlehrer sucht den ansässigen Oktopus, kann ihn leider nicht finden. Es ist magisch, durch das klare Blau zu tauchen, unsere Flossen über dem Seegras lassen es wogen, als würden merkwürdige ungeschickte Vögel darüberfliegen, und über uns ein Scharm von blassen, ab und zu silbern aufleuchtender Fische, lebendiges Bühnenlametta, und ganz darüber schimmert die Wasseroberfläche, endlich bekommt das Meer Volumen und wir sind mitten drin.
Den einen Tag gehen wir nach Westen aus dem Ort an eine Bucht, den anderen nach Osten an eine andere Sandstrandbucht. Die Landschaft ist Filmhintergrund gewesen, Pirates of the Caribbean und Indiana Jones – sagen sie hier, egal, die aride Vegetation ist staubig, nur in den kurzen Wadis schmalblättrige Bäume, deren Schatten viel Licht durchlässt, erdgrüne Agaven, ihre Fruchtstände schwarz gegen den Himmel, kurzstämmige okergrüne Stachelpalmen und sukkulentenartige Gewächse. Dunkle Kiefern sind hier besonders harzig, ein wenig feuchtere Seeluft und schon duften sie wie Weihrauch und Leder, und bis auf ein paar Wanderer und Mountainbiker haben wir all diese asketische Wüstenlandschaft für uns, das Wasser ist dank Poniente frisch vom Atlantik herübergedrückt worden, klar und kalt, wir sehen die Seegraswiesen von oben durchs Wasser und einmal bilde ich mir ein Gruppe von Delfinen ein, die Schaumkronen springen in einem ganz anderen Rhythmus als der Wind ihn vorgibt. Hier bildet das Mittelmeer einen Kindheitstraumhorizont.
In der Nacht von 23.6 auf 24.6 ist San Juan- von der katholischen Kirche wurde der Johannistag auf genau 6 Monate vor Christi Geburt am 24.12 festgesetzt, um die Bedeutung von Johannes herauszuheben. Hier fällt es mit dem Beginn der großen Ferien zusammen, große Strandparty ist angesagt, mit Lagerfeuern, unendlichen Mengen bunter Getränke, Musik aus Blastern und später Feuerwerk.