Kristiansand- Mandal- Stavanger

Gegenwind und teilweise sehr enges Fahrwasser- bei Boey war in der engsten Stelle eine Reparaturwerft- wie passend. Mandal ist ein traditionsreicher Ort der Sommerfrische, teilweise kommen die Familien seit dem 18. Jahrhundert im Sommer an die Küste. Die Kiefern am wunderbaren Sandstrand stammen aus Schottland und wurden nach einer Flutkatastrophe angepflanzt. Trotz eines verheerenden Sturms 2003 kann man noch schön im Schatten am Strand entlangspazieren. Schicke Stadthalle. Wir beschließen, mit dem Bus nach Stavanger zu fahren. App besorgen, anmelden, Tickets kaufen- ohne Smartphone geht mal wieder nix. Schon die Fahrt mit dem Bus nach Stavanger ist ein kleines Abenteuer: irgendwo im Nirgendwo liegen zwei Haltestellen an der E 39 im Abstand von 200m beieinander- an welchem hält wohl unser Bus? Wir haben Glück und der Bus hält für uns. Die Fahrt ist abwechslungsreich- Moore, Schafweiden, Bergwälder, wir überqueren in Kreuzfahrtschiff-Höhe den Flekkefjord, Bergbäche begleiten die Strasse. Natur ist nicht alles- die gesamte Strecke wird beleuchtet, viele, auch lange Tunnel sind dramaturgisch geschickt als Szenenwechsel eingebaut.


Stavanger
Hotel, oh wunderbar weiches Bett, Warmwasser ohne Nachzahlung, Kaffee aus guten Automaten zum Frühstück: schierer Luxus.
Überall in der Stadt ist Streetart versteckt, bei den vollintegrierten Jugendlichen können wir uns nur vorstellen, dass es Auftragsarbeiten sind und nicht unbotmäßige Aufmüpfigkeiten. Es macht Spass, diesen Subtext zu finden. Am Hafen zischen plötzlich zwei Möven dicht über unsere Schultern, sie machen eine halbe Synchronrolle, eine nimmt einen Extraschwung mit den Flügeln und nutzt den Vorsprung, um die andere anzupicken, beide kippen geschickt seitlich weg in den Sturzflug und fliegen parallel weiter, als wäre nichts geschehen. Was hätten Auguren zu solch einer Aufführung gesagt?
Ein älterer Mann, zerknittertet Anzug, bewegt sich auffällig. Völlig verdröhnt, aber die Füße trippeln in einem imaginären alten Quadrilletanz, taktfest, dicht am Wasser, schwankend, die Arme rudern, die Finger bilden die typischen barocken kleinen Straußhändchen mit weiträumigen Arabesken. Die Tanzausbildung überdauert selbst den Rausch.

Das elektrische Ausflugsboot bringt uns über den Haugesund zum Lysefjord, natürlich gibt es Peer Gynt Musik zur Untermalung. Wir kommen an Lachsfarmen und einer verlassenen Miesmuschelzucht vorbei, das Panorama wechselt mit jeder Biegung. Warum hat es für die Fjorde keinen Anselm Adams gegeben wie für den Yosemitepark? Wir werden mit dem Bus zum Parkplatz gebracht, von dem aus die Wanderung zum Preikestolen beginnt. Covid sei Dank ist es nur voll,nicht übervoll. Die Norweger tänzeln trittischer wie die Gemsen über die Steine, aber seitdem ich chinesische Musik und asiatisch aussehende Touristen gespottet habe, weiß ich, dass dieser Weg auf der to-do Liste der Welt ist. Der Weg selbst ist schon schöne, über Hochmoore und an Bergseen vorbei, teilweise wie Stufen ausgearbeitet, an den letzten Stellen durch solide neue Holzveranden gesichert. Das Plateau selbst hat keinerlei Sicherungen, der Blick nach unten saugt und zerrt an den Nerven. Auf dem Rückweg kommen wir an einem älteren Mann vorbei, der schon mit Verband um Kopf und Knie versorgt ist, aber anscheinend nicht weiter kann. Wenige Schritte weiter hören wir den Hubschrauber, ein Retter seilt sich ab und begleitet den Mann in der Rettungsschlinge nach oben. Extrem schnell und professionell.

In Stavanger dann das Ölmuseum. Öl ist die Basis für den Reichtum Norwegens. Die notwendige Transformation wird gesehen. Schon heute wird 20% weniger Öl gefördert als vor wenigen Jahren, Tendenz stark fallend. Eine Herausforderung für das Land