Pornichet

Ordentlich Dünung von hinten auf der Fahrt und achterlicher schwacher Wind- zusammenfallende Segel und Bullenstander..grrrh.

In Pornichet sind wir erschlagen vom Blick auf den Strand: dicht gedrängte große Appartmentblöcke, nach Knokke haben wir nicht mehr solche Appartmentwälle als Seefront gesehen, einzig eine gebaute Gischtwelle in etwa der Mitte der Promenade sticht heraus, Später sehen wir, dass hinter der ersten massiven Appartmenthausreihe alte Villen stehen, in unterschiedlichsten Formen und Erhaltungszuständen. Dazwischen edle Geschäfte in La Baule, Maccarons vom Feinsten.

Es ist heftig Wind angesagt, wir bleiben und fahren nach Saint Nazaire und Nantes, Saint Nazaire war der große Mittelamerika – Hafen an der Atlantikküste, heute ist hier noch die STX Werft, die die Queen Mary 2 gebaut hat und imstande ist, pro Jahr eines dieser Kreuzfahrgiganten zu bauen.
Industrieviertel mit den Zulieferfirmen reihen sich aneinander, Vor vierzig Jahren bin ich über die Loire gefahren, es war unheimlich, den Berg hoch in die Luft zu fahren und dann in 50 m Höhe über die unglaublich breite Loiremündung zu fahren. Diesmal bleiben wir auf der Nordseite des Ufers, nur ab und an kann man zwischen den Industriehalten oder Häuserreihen (zum Teil melancholisch grau wie in alten Jean Gabin Filmen) einen Blick auf den Fluss erhaschen, leider- in meiner Erinnerung war der Fluss ein langsames grünes Strömen, mächtig und gleichzeitig sanftmütig, in seiner eigenen Zeit und seinem eigenen Raum sich ausbreitend.
Nantes war im Mittelalter die Kathedrale und Kirchen, Hafenstadt und Sitz der Bretonischen Könige in der Burg, später dann Revolution grausame Behandlung der Royalisten (chuans, nach dem Käuzchenruf, mit dem sich die Bretonen untereinander verständigten) und eine prächtge klassizistische Stadt mit Stadttheater, und Boulevards durch gewiefte Investition und Spekulation. Die Industriealisierung hat die LU Fabrik zur Stadt der PetitBeurre-Kekse (das Äquivalent der Leibnizkekse) gemacht, mit einer Stadt in der Stadt gemacht, fast wie die Wonka Stadt von Tim Burton, , die den Keksgeruch über die ganze Stadt verströmte. Prächtige Passagen boten in Luxusgeschäfte die Waren der Kolonien an, die Präsentation in der Fülle der Schaufenster ist damals ein Mittel des Vergleichs der Waren ohne die Verbindlichkeit eines Eintretens in den Laden geworden. Lange Zeit muss es Sklavenhandel gegeben haben : Waffen und Stoffe wurden nach Afrika gebracht und dort gegen Zucker und später Kautschuk verkauft.
Im zwanzigsten Jahrhundert beginnt die Deindustrialisierung. Nantes nimmt eine wichtige Rolle in der Bewegung der Mairevolte 1968 ein. Heute ist die Ile de Nantes, auf der früher die Werftbetriebe waren, eine Wohn- Kultur und Büromischung wie auch in Malmö oder Oslo.

Das Musee des Arts ist zweigeteilt: ein klassischer Teil und ein moderner Kubus, nach der sehr schlichten Auswahl von Brest sind wir begeistert über die Fülle und Schönheit der Bilder und Skulpturen. Jedes Bild wird mit einem ausführlichen Text erläutert, sehr französisch strukturiert: Aufbau, Inhalt, Einordnung, sehr anregend. Es gibt viele Bilder aus dem späten 19.Jahrhundert, in dem die Bretagne wohl der meistgemalte Landstrich Europas war.

Leider regnet es heftig, ich verstehe nun die Schaufenster mit schicken Trenchcoats und Gummistiefeln in fashionablen pattern. Auf dem Boot erwarten uns gut 43 Knoten Wind im Hafen, die Persenning ist gerissen. Bei anderen Booten schaukelt das Dinghy wie ein Flaggen am David. Der Hafen liegt in einer durch eine Felskette, die teilweise unter Wasser liegt, geschützten Bucht, die richtigen Wellen werden sich dort draussen schon gebrochen haben, so ist das Wasser grünlich trüb mit Sand und Schlamm durchwirbelt, darüber grauer Himmel, harter Regen und viel Gischt und Salz in der Luft. Die Aussichten sind nicht stabil, vermutlich bleiben wir noch länger, bis sich wieder ein Fenster ergibt.

So machen wir einen Ausflug nach Batz sur Mer und Croissic, Steilküste mit ordentlich Wellen nach der stürmischen Nacht und Salzwiesen der Guerande. Nachher lese ich, dass das Stück von La Baule bis zur Steilküste im 19. Jahrhundert eine Sanddüne war, die wie auch weiter südlich die Landes durch Bepflanzung stabilisiert wurden, bevor sie parzelliert und von Investoren erschlossen wurden. Kurz stelle ich mir vor, dass, wäre die Baumsetzung nicht erfolgt, Croissic als Riff mitten im Wasser vor den Monts Arret liegen würde. Immer noch wird viel Sand von La Baule von der Strömung weggetragen, mit dem Klimawandel wird der Kampf auch hier härter werden.

Ich bin insgesamt begeistert, wie gut die Orte, die wir bereisen, erschlossen sind: In Lorient zum Beispiel waren 5 Touren im gesamten großen Agglomerationsbereich vorgeschlagen, mithilfe derer die unterschiedlichen Regionen erwandert werden können, an vielen Stellen sind Materialien vor Ort alsTafeln mit Bildern und Hinweisen angebracht, ich empfinde es nicht als Zeichen einer Demenz (überall post its mit Alltagshilfen), sondern einer Lesbar-Machung der Gegend, so zum Beispiel gibt es eine Wanderung in Roskoff zu Quellen und Waschplätzen der Gegend.