Figueiras

Figueiras do Foz

Am Samstag brechen wir endlich von Porto auf, in aller Frühe und erleben kurz hinter den breakwater Signalen das Durchkommen der Sonne, eine hellere Stelle im Nebelgrau, die sich immer mehr verdichtet und schließlich eine kompakte Scheibe im Dunst bildet. Für einen kurzen Moment sieht das Meer aus wie ein Kondensmilch-See mit hechtgrauen Schlieren, dahinter die Ausläufer der Stadt, nach dieser langen Zeit ist es richtig Abschied und Aufbruch! Dann wird wieder alles dichtes Grau, kühl feucht und ein Meer, das eher nach Akustikwellen einer Motorstörung aussieht als nach Segeln. Ich habe mich aber leider überschätzt, ich merke, dass ich für einen Nachtfahrt noch nicht wieder fit bin, die Glieder tun noch weh, der Schwindel ist fiebrig und so beschließen wir, statt bis Lissabon nur bis Figueira do Foz zu fahren. Wir sollen an Ponton G gehen- G wie Guano-Felsen, die Stege sind voller Mövenschiet und auf den Pollern sitzen die großen Graumöven und beobachten genau, ob ich auf der Schleimpupserei ausrutsche oder nicht. Ich weiß nun, wozu die sehr dünnen Drähte oder Angelschnüre dienen, die auf den Stammstegen wie Pergolen gespannt sind: vermutlich sind es Mövenschreck-Drähte, sie sind so dünn, dass die Möven sie nicht sehen und dagegen fliegen und sich so erschrecken, dass sie diese Geisterstege meiden.
Figueiras hat die Größenordnung von Gifhorn, wird aber im Sommer von Zweitwohnungsbesitzern aus dem Binnenland und der spanischen Extremadura als Ferienort genutzt, Hafen, Salzgewinnung, damit auch Stockfischproduktion. Wie in Porto auch bereits, sind viele ältere Leute kleinwüchsig, ich befürchte, das kommt noch aus den Hungerjahren zum Ende des Estado Novo, wo eine ganze Generation in der frühen Kinder zu wenig zu essen hatte. Ein paar alte Häuser nett hergerichtet, ein paar alte Häuser sind Wohnstätten für Pflanzen geworden, aus jeder Baumode seit den 70 er Jahren sind ein paar Blöcke erhalten: Hochhäuser mit bunte Riemen aus dem 60 Jahren, possierliche Verandagestaltung aus den 80 ern, 90 er Spiegelglas, unbeschwert macht man, wofür man grade genug Geld hat. Am Strand ist ein altes Fort zum Hamburger-Lokal mit Techno-Terasse umgebaut, von oben tanzen am frühen Sonntag nachmittag der Koch und reckt seinen Kochlöffel zum beat in den Himmel, das hat was.

Leider habe ich Jürgen wohl angesteckt, also werden wir pausieren, die Sonne und die Gemächlichkeit sollen´s kurieren.