Coimbra


Holterdipolter mit dem IC nach Coimbra. Die Stadt hat sich in letzter Zeit, der Taxifahrer meinte vor 20 Jahren einen Gürtel aus Stadtautobahnen zugelegt, der den Kern mit einer engen, unwirtlichen Autozone umgibt. Die Baixa ist das alte Handwerker- und Händlerviertel, hier wurden die Waren der Flussschifffahrt des Modinho umgeschlagen, steil nach oben führen die Gässchen zur Universität, der ältesten Portugals und eine der Top 3 Universitäten des Landes. Der Komplex ist riesig, sehr alte Gebäude mit Kirchenmobiliar wurden durch große neue naturwissenschaftliche Fakultäten ergänzt . Wir essen in einer Art Unimensa, bei der wir uns unsere Tabletts auf einen Balkon tragen können mit herrlichem Blich übers Tal und in den botanischen Garten. Weiter hinten ist eines der alten Gebäude in eine Strafanstalt umgewandelt worden, man hat ja so viele davon und what´s the difference?.Auf der nächsten Bergkuppe weitere stattliche große Baukomplexe aus dem 18 und 19. Jahrhundert. Der botanische Garten hat es mir angetan, ein Teil ist ein klassischer terrassierter Barockgarten, ein anderer Teil ist ein Waldbereich, der während der Säkularisation den Klöstern abgekauft wurde. Es gibt ein Bambuswäldchen mit mindestens fünf Meter hohen Bambusrohren, die im Wind bedrohlich gegeneinander klacken. Ein riesiger Komplex von Gummibäumen, deren Stämme miteinander verschmelzen, ein tropisches und ein kaltes Gewächshaus sind weitere Attraktionen. Wie die Stadt auch, wird an manchen Stellen die Grenze zwischen entspannt und vernachlässigt zur Nachlässigkeit hin überschritten. Vielleicht liegt es daran, dass am Ostermontag viele Geschäfte und Restaurants noch geschlossen haben, vielleicht sind die Geschäfte in die außenliegenden Shopping center umgezogen, vielleicht liegt es daran, dass ein deutlicher Einwohnerschwund zu verzeichnen ist, es macht sich ein wenig der Eindruck des drohenden Verfalls breit. Vielleicht sollten wir es einfach als eine Möglichkeit betrachten, das romantische Gefühl des Ruinentourismus nachzuvollziehen, die Lust am entdecken alter Steine, das innerliche Gefühl der Vanitas und somit ein gutes Gegenbild zur Immobilienspekulation in Porto zu sehen.

Zu meinem Geburtstag gibt es Kaffee im Restaurant Praia da Luz in Porto bei kuratierter Musik für Atlantikwellen, die beats sind fast auf die Wellenfrequenz abgestimmt. Abends werfe ich mir wie Aschenputtel das neue Kleid über und fühle mich wunderschön, wir essen in der Nähe des Hafens im Armazen de Pesce, beides gute Orte.

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