Le Havre

Intermezzo zu Hause
die Fahrt mit dem Zug durch die Boucles de Seine war zauberhaft schön- welliges Land, schwelgerisch mit Grassamt ausstaffiert, die Seine oder ihre Seitenarme biegsam und elegant mäandernd, verschwenderische Faltungen, anmutig mit Pappeln und Weiden gesäumt, graziös und lieblich. Nach Tagen des metallisch schimmernden Wassers eine Verwunderung über diese Farbverschwendung und Formenfülle. Die Windstille der geschlossenen Räume wird wahrnehmbar.
Großes Glück, die Kinder und Freunde wiederzusehen, gemeinsam zu speisen und miteinander zu sprechen.
Zurück nach Le Havre, viel Sicherheitspersonal im Gare St. Lazare, Frankreich ist deutlich wachsam. Im Museum dÁrt Moderne eine Ausstellung von Philippe de Gobert, Eingeladen zur 500 Jahrfeier der Stadt hat er Le Havre besucht und im Nachgang in seinem Atelier in Brüssel lange gebastelt. Wie Thomas Demand baut er Modelle, die er dann photographiert, beide haben die Lust an der Bastelei und ihrem spielerischen Realismus.. Wie ein Kindergott baut er Szenarien auf, vollständig kontrolliert. Zum Ende ist es nicht das Modell, sondern die Photographie, die das Werk konstituiert. Beim Beobachten sucht das Auge, der interpretierende Verstand nach Inkonsistenzen, nach Eingriffen und Fakes. Kleine Steine haben andere Oberflächen als Große, der Karton der Modelle ist aber struktur-dimensional fast wie Beton, die Leere der Szenarien ist fremd.Als Museumsbesucher lieben wir diese Erkennbarkeit mit Differenzen, an denen wir Schaulust und Denklust empfinden, auch wenn das Modellieren von Realität hier die Ebene der Emotionen, der Menschlichkeit ganz ausblendet.
Am Sonntag erleben wir die Fete de Mer, Gottesdienst mit den Honoratioren der Stadt, ordensgeschmückte Uniformen, scouts marins (See-Pfadfinder) oszilieren zwischen Fahnenträgerwürde und Kinderschabernack, Prozession und Segnung der Schiffe. Mit den Fahrrädern erkunden wir die Steilküste in Richtung Etretat, nach wenigen Metern blicken wir über die azurblaue Bucht.



Le Havre Cherbourg

Neben uns liegt jetzt eine Vindö 45, kommt von einem Pazific-Turn. Respekt! Wir legen nachmittags in der Abendbrise ab. Kurz nach Le Havre überqueren wir den 0° Längengrad. Ab jetzt sind wir im Westen. Der Channel Pilot referiert länglich über die historische Seeschlacht der Unterstützer von James II gegen die Holländer, bei der ein Teil der Flotte in den Stromschnellen bei Alderney, der andere an der Pointe Barfleur in der Brandung unterging, ich habe Respekt vor der Ecke. Damit es noch eindrucksvoller wird, ist Neumond, also nur Sternenlicht und Fischerscheinwerfer. Zwei Boote grasen die ganze Nacht mit einem Netz zwischen den Booten die Fischgründe um uns herum ab, ein paarmal klingt es so, als wären wir gegen Kanister oder sonstwas gerumst, was man so nimmt, um einen Fangkasten zu markieren. Die Abendbrise flaut ab, wir werden mit 5 Knoten vom Strom vorangetragen und alles ist stabil bis Cap Vico, von wo aus wir den Motor anmachen.
Cherbourg empfängt uns mit bestem Sonnenschein, einer modernen, tip top angelegten und gepflegten Marina, einem sehr guten Willkommensinfopaket und normannischen Keksen. An der Promenade Palmen und Agaven- muss man eigentlich weiter nach Süden? Im Hafen tragen einige Boote Aufkleber und Wimpel vom Fastnet-Race 2021 (Hier war Mitte August Station der Etappe Cowe/Cherbourg) wahrscheinlich wird das Boot an der Stelle nie wieder geputzt.
Der Marinehafen, so wie auch die große Wiederaufbereitungsanlage ein paar Kilometer weiter westlich sind bei Google verpixelt.

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