Les Sables d´Olone- La Rochelle


Mit Les Sables haben wir die Region der Schieferdächer und grauen Steinhäuser endgültig verlassen, weißgekalkte Häuser mit Ziegeldächern zwischen den dunklen Kiefernflächen sehen von fern aus wie Salzränder. Les Sables ist aus drei Dörfern zusammengewachsen und nach erfolgreicher Durchführung gemeinsamer Schulprojekte zusammengelegt worden- – mal wieder zeigen die Franzosen, dass sie rationale Entscheidungen erproben und umsetzen können. Entsprechend gibt es einen Kern mit Fischerdorf Charakter, eine klassischeStrandpromenade und einen Werftbereich. Der Stand von les Sables ist nur kurz, aber von der ungeheuren, leeren Weite der Atlantikstrände._ nasser, fester,glatter Sand, Brandung, Meer, aus, klar und hart und leer bis auf die zischend Linien schneidende Kiter. Der Segler-Hafen liegt zwischen Werft und Altersheim, es kommt Florida – Gefühl auf.
Mir ist mittlerweile aufgefallen, dass man die Häfen fast nach ihren Waschsalons charakterisieren kann: Pornichet hat im Untergeschoss der Hafenmeisterei eine Waschmaschinen- Trockner Kombination, die eigentlich nur für Notwäsche taugt- hier wäscht nur der eventuelle Passanten-Segler. Les Sables hat eine Batterie von Maschinen, zweistockig- hier müssen Mengen von Crews durchgeschleust werden, Le Havre verweist auf die vielen Waschsalons der Stadt, Texel hatte die besten Trockner- staubtrocken nach 45 Minuten- klar bei dem Schietwetter, das dort lange Wochen hängt, Kerteminde war gut organisiert mit Listen und Timeslots, dänisch mit gut organisierter Kooperativität..

Weiter nach La Rochelle bei gutem Wind, schönster Sonne und ziemlicher Dünung. Wir sehen zunächst die Industriehafenfront: Silos, Gewerbebauten, Steganlagen. Auch am Samstag haben wir wunderschönes Wetter: nachts klar, morgens kalt, ab Mittag warm und strahlend. Die Innenstadt ist weit – es gibt aber eine Velostation. Schönes historisches Stadtbild, tout le monde beginnt das Wochenende mit Brunch an der Promenade, flaniert durch die Strassen, in denen sich schon die Restaurants fertig machen für den großen Ausgehabend, im Hafenbereich findet Straßentheater statt, das zahlreiche Publikum macht willig und begeistert mit. Wir sehen eine größere Demo gegen den pass sanitaire, die Begrüßung der jungen Marinerekruten, nach dem Tag auf See ist die Schaulust groß.
Am View Port beobachtet Jürgen voller Spannung, wie die Boote bei der heftigen Spring-Ebbe tief in den Schlamm sinken, nur eine Handbreit Wasser um den Kiel herum, Schlieren und Schlammfahnen bilden sich, bis die Flut einsetzt. Ich schaue den Uber-Eat Veloboten zu, die in der Nähe der Restaurants warten, um möglichst einen Auftrag ergattern zu können. La Rochelle hat eine Größe, die auch flamboyante Personen zulässt- wir beobachten ein dunkelgekleidetes Paar, Lederoutfit und Cowboystiefel, zwischen ihnen watschelt eine zahme Ente, die Frau motiviert das störrische Tier und erläutert den Umstehenden, es wäre eben ein Tier mit Charakter.

In einer Straße mit vielen kleinen netten Geschäften haben sich die Tage der Wissenschaft mit unterschiedlichsten Aktivitäten aufgestellt, nächste Woche ist Jazz Fest.
Ich habe nichts zum Anziehen, was natürlich nicht wahr ist, aber der Ausdruck dafür, dass eine Häutung ansteht, ich weiß aber noch nicht, was darunter zum Vorschein kommen soll. So schaue ich Schaufenster an, und probiere in Gedanken, ob so gekleidet mich in den nächsten Wochen wohler fühlen würde. Aber was ist da los? Geschäfte gleicher Marke haben in unterschiedlichen Städten die gleichen Schaufensterdekorationen, soll das etwa heißen, dass es nur genau diese Kombination gibt? Ist das ein Ausdruck der ökonomischen Bedingungen des Franchise-Geschäfts oder ein Ausdruck der Outfit-Normierung für Französinnen?
Es wird sich erledigen, denn das Wetter ist aber grade stabil und gut für die nächste Etappe.

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