Ukraine-


Ich habe lange keinen Beitrag mehr geschrieben, erst kamen wir nicht vom Fleck (Welle, Wind, Wetter, alles nicht genehm und auch nicht besser geworden) und dann der Krieg, diese große laut und öffentlich angekündigte, aber anscheinend unabwendbare Katastrophe- und jetzt, 10 Tage in das Geschehen, bleibt mir nur der Schrecken, dass der Ukraine ein Aleppo droht.
Ich kann so gar nichts mehr mit Konzentration machen, immer will ich schnell noch gucken, ob es vielleicht doch eine Lösung gibt.. Aber woher soll die Lösung kommen? Der Westen will spätestens jetzt Putin zur Aufgabe zwingen, dabei wird er nicht aufgeben müssen, die Feuermacht ist zu groß. Weiss Selenskij nicht, dass wenn er nicht verhandelt über irgendetwas, bald nichts mehr da ist, über das er verhandeln könnte?

Seit Tagen steht der Konvoi vor Kyiv, es ist so unglaubliche eine Provokation: Seht her, ihr könntet uns von oben vernichten, wir warten noch ein bischen mit entblößtem Oberkörper, und wenn ihr euch nicht traut oder es nicht könnt, dann wird die russische Armee Kyiv einkesseln und grausam vernichten. Und nun die nicht funktionierenden Korridore aus Mariupol, eine grausame Zermürbung, die auch noch meine Hoffnung zunichte macht, dass alle fliehen könnten und nur eine leere Stadt zurückbleibt.
Meine Emotionen sind voller Hass, Hilflosigkeit und Irrationalität- aber grade in solchen Situationen muss man doch klar bleiben: Jede Verhandlung ist eine Stunde nicht geführter Krieg, sind vielleicht ein paar nicht getötete Jungs. Das ist nicht call of duty- Ucraine session, das ist echtes Blut, echtes Leben, echter Schutt. Und immer noch nehmen wir das Öl und die Kohle ab, und finanzieren damit Putin weiter, ein russischer Ökonom in Amerika sagte, dass Putin Geldreserven hat für ein Jahr, erst, wenn er kein Öl mehr verkauft, wird er gezwungen sein, zu verhandeln. Und so werden wir uns daran gewöhnen, im Warmen zu sitzen und live mitzuerleben, wie so langsam die gesamte russische Feuerkraft anrollt und die Städte einkesselt und vernichtet, inklusive ziviler Personen und humanitärer Infrastruktur.
Ach ja, und dann gibt es noch die Hexenjagd auf alle Russen, derer wir habhaft werden können als Kollektivstrafe? Sag mir wie dus mit Putin hältst, ja oder nein, Einzelfallprüfung, Anhörung des Beklagten, Urteilsfindung, alles abgesagt.
Wir wollen gerne dem Helden Applaus zollen, es schmückt, sich auf die Seite des Schwächeren zu stellen und Waffen zu liefern? 100 Milliarden für Aufrüstung? Seid ihr verrückt, wisst ihr, welchen Klimaschaden ihr mit dem Mist anrichtet? Boykottiert das östliche Öl/Erdgas, kauft kein Holz aus sibirischen Wäldern, baut Windkraft, dann braucht ihr das Öl von drüben nicht zu kaufen..

Kein Frühling – oder doch? (Update)

Nachdem der Laptop wieder läuft jetzt auch ein paar Bilder

Wir sind immer noch in Bilbao. Das Boot ist zwar jetzt reisebereit aber das Wetter ist doch nicht so, wie wir es uns gewünscht hätten. Die letzten Tage waren eher gemischt mit Regen und teilweise sehr kühl mit einstelligen Temperaturen. Damit sollte es jetzt aber vorbei sein, seit Donnerstag hatten wir jetzt schon schönere Tage mit längeren sonnigen Abschnitten, morgen soll es dann erstmals 20 Grad haben. Die klaren Nächte bringen aber dann auch immer noch Frühtemperaturen von 0-3 Grad, die erst am späteren Vormittag steigen. Aber der Frühling scheint zu kommen – die Eisverkäufer beginnen jedenfalls ihre Saison, gutes Zeichen.

Zum Segeln passt es aber immer noch nicht . In kurzen Abständen schieben die Tiefs bei Island ihre Wellen in die Biskaya. Am Freitag waren Wellen bis 7m angekündigt, das meteorologische Institut warnte von den Wellen an der Küste. Selbst im ersten Innenhafen, knapp 2sm nach dem ersten Wellenbrecher waren die Wellen hoch – die Surfer waren weniger, die Polizei sperrte Teile der Promenade, da die Wellen an der Promenadenmauer brachen und Gischt versprühten.

Jetzt hoffen wir auf das Ende der nächsten Woche – dann soll es besser werden.

Ein Auge haben wir natürlich auch auf die Ereignisse in der Ukraine. Wir hoffen, dass es Lösungen geben wird. Aber es beunruhigt uns schon.

Reino- Kingdom: Shakespeare Mash-up

Teatro Arriaga, Regie von Calixto Bieito

Eigentlich das Stück zur Stunde, muss aber vor langem bereits geplant worden sein: ein Mash-Up der Shakespeareschen Königsdramen, dargeboten im Bühnenbild eines White Cube, viel Dekonstruktion theatralischer Momente: Falstaff schnallt sich den Fettsuit ab, der bereits ermordete Henri IV steigt nach eine Weile des Totseins in einer Fleischerei-Theke wieder aus diesem kalten Grab wieder auf, weil er im Anschlussstück seinen nächsten Auftritt hat. Erkenntlich wird Richard II, der zögerlich ist, die Königswürde zu beanspruchen und wie Hamlet zögert und schwankt, was wirklich für ihn ist, an seiner Wahrnehmung, seinen Ziele, seiner konkreten Position im Geflecht der anderen Machthaber zweifelt und in Melancholie verfällt, erkenntlich wird auch Richard III, der sich selbst als seines Glückes Schmied feiert, aber sich atavistisch/ kindlich letztendlich nur das Glück auf dem Pferderücken erträumt. Alle anderen sind komplexer, aber leider für mich ohne tiefe Shakespeare-Kenntnis der anderen referenzierten Werke nicht auflösbar. Viel Theaterblut, viel Unterwäsche, eher musikalische Reihung und Collagierung als eine dicht gewobene Argumentation. Volles Haus, großer Aupplaus.

Noch warten wir auf die Abfahrt

Die ersten Tage waren jetzt mit einigen Vorbereitugsarbeiten für die Saison gut gefüllt. Nachdem der erste Versuch mit der Toilette leider nicht geklappt hatte, war dann aber der 2. Versuch einigermassen erfolgreich. Hoffentlich für länger. Der Rigger hat eine gründliche Durchsicht des gesamten Riggs vorgenommen, Splinte getauscht aber zum Glück keine wirklichen Schäden gefunden – sehr beruhigend.

Mit dem neu installieerten Splitter für Funk und AIS hoffen wir aktiv und passiv unsere Reichweite des AIS zu verbessern, da wir jetzt die Antenne auf dem Mast nutzen, bislang war die AIS Antenne am Heckkorb.

Gestern haben wir die Chance genutzt bei schönem Wetter zum großen Supermarkt zu fahren und etwas größer einzukaufen. Der Einkauf (Getränke, Nudeln, Reis etc) wurde dann heute morgen kostenlos geliefert – praktisch, das spart einige Radtouren bei besserer Auswahl.

Jetzt warten wir nur noch auf etwas besseres Segelwetter. Hier spüren wir auch noch das Orkantief, das gerade auch Deutschland trifft. Zwar ist der Wind nicht so heftig aber die Wellen, die östlich von Irland bis zu 13m haben sollen, wandern in die Biskaya und geben und auch noch kurz vor der Küste Wellenhöhen von 5-6m. Das ist uns zu viel. Ab Mittwoch soll es besser werden. Bis dahin sind dann hoffentlich auch die Äste und Bäume aus dem Hafenbecken verschwunden, derzeit werden es stündlich noch mehr. Wohl vom Wochenendsturm.

Zurück auf dem Boot

Seit gestern sind wir wieder zurück auf unserem Boot in Bilbao. Die Hinreise spät am Abend endete zunächst spannend – direkt nach dem ersten Touchdown startete der Pilot wieder durch. Durch den starken und böigen Rückenwind hatte er wohl die Befürchtung, dass die Landebahn kurz werden könnte. Der 2. Anlauf setzte etwas früher auf und kurz nach Mitternacht waren wir dann am Boot.

Bis auf den Radarreflektor am Achterstag, der abgefallen war, ist alles soweit in Ordnung. Wenig feuchte Luft, keine Schäden. Lediglich die Toilette musste ich heute erstmal auseinandernehmen -:)

Das Wetter ist natürlich wärmer als in Deutschland und soll in den nächsten Tagen auch noch besser werden – heute gab es erstmal kräftigen Wind und Regen. Aber wir konnten die schönere Zeit nutzen für eine nettes Valentins-Mittagsmal – um 15 Uhr.

Wir hoffen, dass wir in den nächsten Tagen das Boot weiter segelfertig machen können und am Wochende ggf. wieder aufbrechen könne.

Und wieder Corona

Corona lässt uns – so wie viele andere – nicht los. Auch in 2022 bleibt die Situation zunächst schwierig.

Nachdem Lufthansa unsere Flüge nach Bilbao abgesagt hat und die Inzidenzwerte in Spanien extreme Höhen erreicht haben, haben wir beschlossen unseren Start in 2022 um gut 2 Wochen zu verschieben. Schade aber wohl notwendig. Jetzt wird es Mitte Februar werden bevor wir ins Segeljahr starten können. Immer noch früh genug um im Frühsommer im Mittelmeer zu sein und dann zu entscheiden wohin es in 2022 noch gehen soll. Nach den Erfahrungen im letzten Jahr haben wir uns vorgenommen unsere eigenen Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben.

Abschluss 2021 – Statistik

Zum Abschluss des Jahres habe ich das Logbuch abgeschlossen und die Daten kurz zusammengestellt.

Unser Törn führte uns von Neustadt/Holstein durch Ostsee, Nordsee, Ärmelkanal und Biskaya nach Bilbao, von wo aus wir Ende November zur winterpause nach Hause flogen.

Reisetage – 152

Besuchte Länder – 9

Besuchte Häfen – 36

Segeltage – 42

Insgesamt legten wir dabei 2100sm zurück. Dabei musste uns 140hr der Motor helfen

Schäden oder größere Probleme am Boot hatten wir zum Glück nicht zu verzeichnen.

Wie wünschen Allen ein Gutes und Gesundes Jahr 2022

Jürgen und Ulrike

Frohe Weihnachten

Wir wünschen allen Freunden, Bekannten und interessierten „Mitlesern“ ein Frohes Weihnachtsfest und ein Gutes, Gesundes Neues Jahr.

Wir freuen uns auf ein Weihnachstfest im Kreise der Familie nachdem wir in den letzten Monaten viele schöne Tage auf unserer Reise erleben konnten.

Für 2022 hoffen wir wiederum auf schöne Tage mit hoffentlich wieder besseren Rahmenbedingungen.

Bis dahin – Bleibt Gesund

Vorbeitung der Winterpause

Der Termin für unseren Abflug nach Deutschland naht. Nächste Woche werden wir für 8 Wochen wieder nach Deutschland fahren – Weihnachten, Familie und Freunde treffen. Ab Ende Januar dann soll es weitergehen. In gewohnt kleinen Etappen dann erstmal über LaCoruna Richtung Lissabon.

Vor unserer Abreise wird das Boot für die Abwesenheit vorbereitet. In die Festmacher haben wir noch Ruckdämpfer eingearbeitet. Auch wenn wir hier ziemlich geschützt liegen, tritt doch recht häufig etwas Schwell auf. Dann ruckt das Boot heftig in die Festmacherleinen. Mit den Dämpfern ist das jetzt deutlich geschmeidiger.

Diese Woche ist auch endlich der Motorfachmann gekommen. Wir mussten da mehrfach nachhaken. Jetzt ist der Motor aber gewartet – Öl gewechselt, alle Filter getauscht, Impeller gewechselt. alles gereinigt. Nach fast 200 Betriebsstunden sah der Impeller aus wie neu, er liegt jetzt im Reservelager. Dafür war der Dieselvorfilter arg verdreckt – nach der Tankreinigung letztes Jahr hatte ich dies nicht so erwartet.

Für das nächste Jahr haben wir jetzt ein Sonnensegel für das Cockpit. Der lokale Segelmacher hat uns dies schnell und sehr sauber genäht. Damit sind wir unterwegs und im Hafen besser gegen die Sonneneinstrahlung geschütz. Es ist kleiner als normale Biminis – aber mehr geht bei uns leider nicht fest zu verbauen und wir wollen es eben auch unterwegs nutzen können.

Der Besuch beim lokalen (Vorort von Bilbao) Theaterfest war ein Erlebnis. Der Saal war sehr gut gefüllt, jung und alt ohne klaren Dress Code – gemischt. Das Stück eher laute Komödie, die Schauspieler eher eine Mischung aus gehobener Amateur verstärkt durch einige Profis. Insgesamt interessant aber sicher keine hochwertige Kultur und für einen Ort mit 50000 Einwohnern doch bescheiden.

Exkursionen

Diese Woche war das Wetter noch einmal schön und wir haben drei Ausflugstage geplant: mit dem Bus nach Vitoria-Gasteiz, von dort nach Burgos und schließlich über Pamplona zurück, man könnte fast von amerikanischer Durchorganisiertheit sprechen. Vitoria hat die Verwaltung des Baskenlands gewonnen und damit einen Entwicklungsschub gemacht. Plaza Independencia, Plaza Nueva mit Arkaden, Plaza de Machete- prächtige städtische Räume zum Flanieren, Promenieren, Schwatzen, Spielen. Am Jakobsweg gelegen natürlich eine prächtige große Kirche, drum herum kleine Gässchen, klar noch nicht renoviert also vermutlich klein, dunkel, einfache Sanitäranlagen: Man hört arabisch, wir blicken in eine Turnhalle, in der sehr diszipliniert trainiert wird (ein Mädchen mit Hijab und langen Hosen spielt mit, eine junge Frau mit krusseligen Rastalocken verteilt gelbe Westen für die Mannschaftsaufteilung: hier ist der Sport der Integrationsplatz, ein paar dunkel alternative Kneipen, ein Spanisch- Sprachlernzentrum, spannend, wie hier Quartierentwicklung betrieben wird. Am Ende finden wir im Neubaubereich eine schöne Tapas-Kneipe mit leckeren Pulpo und Käserätionen. Fantastisch, was für Wein man bekommt. Das Museum für neue Kunst zeigt eindrucksvoll, wie in der Nach-Franco-Zeit die Region die Spielraume für Kunst gesucht hat und durch Vernetzung, Aufbau von Gemeinschaftsateliers und Mikro-Galerien neue Wege entwickelt hat, mit vielfältigen Verbindungen nach Lateinamerika, klarem Blick auf die Verhältnisse auslotend, was man zeigen kann.

Vitoria ist stolz auf seinen Grüngürtel und seine Straßenbahn (unsere Bilbao- Karte gilt auch hier) und Radwege-Infrastruktur, manchmal habe ich das Gefühl, dass sich das Neue vom Rande her entwickelt. Ich habe das Gefühl, dass man voller Stolz auf die Freiheiten der Autonomen Regionen hier die Entscheidungen schnell fällt und nach vorne schaut.

Burgos ist schon ein Bundesland weiter, liegt in Asturien, und hat eine sehr sehr prächtige Kathedrale, man sieht auch einzelne Personen eintreten, knicksen, sich bekreuzigen und beten. Uns gefallen die Flussauen, von Schattenbäumen und Springbrunnen flankiert, man spürt, wie hier der Stadtraum auf das abendliche Genießen des Abklingens der Tageshitze hin gestaltet wurde. Burgos liegt in Mitten einer kargen, menschenarmen Gegend, ich konnte nicht sehen, ob hier die sinnreichen Bewässerungsinfrastrukturen der Araber noch funktionieren. Da in Glasgow Klimakonferenz ist, wird im Fernsehen eine Simulation gezeigt, mit welchen tiefroten Temperaturen Zentralspanien zu rechnen hat, wenn die Klimaziele verfehlt werden.

Eine Menge von (Privat) Schulen, Schuluniformen, katholisch, in der Zeitung wurde von einer Demonstration berichtet, die fordert, öffentliche Schulen zu stärken- die Privatschulen wären ja recht unkontrolliert was Lehrinhalte betrifft und damit nicht vergleichbar.

Den Hemingway-Moment („Man kommt aus den regnerischen, grünen Pyrenäen nach Pamplona herein, Hitze, Trockenheit, Enge, billiger Wein, mutige Kerle“) hat sich bei mir nicht so richtig eingestellt, man merkt der Stadt an, dass sie durch die San Firmin-Tage mit ihren Stierläufen nicht nur die bildungsbeflissenen Pilgertouristen anzieht, sondern noch einmal eine weitere Zielgruppe anspricht und so einen weiteren Schub hat – ob es allerdings ein probates Mittel ist, einmal im Jahr ein paar Kerle in Lebensgefahr zu bringen, womöglich zu opfern, um die Schaulustigen anzuziehen? Na ja. Beim Blick in die Bäckereien zeigt sich, dass schon ein paar Jahrhunderte Zugehörigkeit zu Frankreich zu schönen Törtchen geführt haben, ich bin versucht, mich einfach iin eine der Schlangen einzureihen, egal was es dort gibt, wird schon gut sein..

Wir haben nun schon so viele Kirchen vom Jakobsweg gesehen, bestimmt 10%- sind wir jetzt schon 10% bessere Menschen? Jürgen sagte dazu ganz lapidar, dass wir ja noch keine Weltumseglung hinter uns haben mit langen einsamen Ozeankreuzungen, Albatrossen, Walen und Pinguinen. Immerhin haben wir Delfine gesehen, grade gestern habe ich mal wieder einen Eisvogel blau blitzen sehen, ein Moment, der einem grauen Tag auf einmal ein blitzblaues Stück Glück gibt.

Ich denke, dass Pilgerreisen eher weniger Konversionen als Risiko und Nebenwirkungen haben. Ob man Mitte und Ziel findet, mag an anderen Dingen liegen.

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