Valencia

Überfahrt nach Valencia

Der Wind schläft ein, wir brauchen fast doppelt so lange und sind todmüde, als wir ankommen. Valencia ist ein riesiger Hafen, seine Beleuchtung auf einem Hafenhochhaus sieht nachts aus wie eine Architektur aus Bladerunner, das Klima ist auch das des urban malaiischen Sprawl, der für diese dystopischen Situationen die obligatorische Folie bildet. Zumindest die schwüle Hitze bleibt uns auch die nächsten Tage erhalten, wie auch wieder nächtliche Disko Musik.

Nach dem Ausruhen auf dem Warteponton ist die Welt schon wieder zurechtgerückt: Valencia ist prächtig, viel schöner als ich erwartet hatte: breite Boulevards, eine riesige Grünanlage, die den alten Flusslauf den Bürgern zur Verfügung stellt, eine selbstbewusste, stolze Altstadt mit prächtiger Markthalle, reichbemalten Kirchen und Institutionen wie dem Wassergericht, die von dem Bewußtsein zeugen, dass man das Wasser nur gemeinsam nutzen kann, nicht besitzen kann.

Die Überreste der Formel 1 Strecke sind noch erkennbar, ein Teilstück führte bis 2017 durch den Hafen- so mancher junge Motorradfahrer stellt sich nachts vor, einmal Rennfahrer zu werden und übt, es gibt gradezu Virtuosen, die das Geräusch ihrer Maschine wie ein Instrument modulieren, lange immer wieder rhytmisch bremsen, dann den Motor in langen Linien jubeln lassen.

Nachdem der Turia eine verheerende Überschwemmung in der Stadt angerichtet hatte, wurde er an der Stadt vorbeigeleitet und mündest nun unterhalb der Stadt in einem großen Schwemmland ins Meer. Ein Teil der Fläche wurde für ein megalomanisches Ensemble von Calatrava-Bauten genutzt, Ozeaneum, Caixa Forum, Musik/Theater Veranstaltungsgelände, Gerichtsstadt. Die Bauten haben biomorph anmutende Trägerstrukturen, weiß lackiert, fast könnte man meinen, die Häuser hätten sich in Gerippe eingenistet. In jedem Fall ist es ein mutiger Schritt, ein solches Ensemble umsetzen. Aktuell wurden Skulturen von Igor Mitoray auf den Wasserflächen ausgestellt, riesige klassisch anmutende fragmentierte Krieger, Arno Breker lässt grüßen

Wir planen immer wieder Museumsbesuche (Seidenmuseum, Museum der Schönen Künste, Zeitgenössische Kunst und das Karmeliterkloster mit aktuellen Werken, nicht zuletzt weil sie klimatisiert sind. Im Halbdunkel des Museums sind die kunstvollen Brokatstoffe übertrieben grün, azur oder kaisergelb, später, im harten Sonnenlicht können sie grade gegenhalten und sind wunderschön. Im IVAM wird Juan Gonzales aus der klassischen Moderne als Hauskünstler ausgestellt, eine Entdeckung für mich sein Weg von Blechschnitten zu Skultpuren.

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